28.05.2011

Oxfam-Papier zur Agrarpolitik: „Es ist möglich 9 Milliarden Menschen zu ernähren“

Milchseen, Butterberge und Fleischexporte - das Oxfam-Papier „Die EU exportiert - die Welt hungert“ zeigt die Folgen der europäischen Agrarpolitik in armen Ländern. Mit einem 5-Punkte-Plan fordert die Organisation, den Weg zu mehr Nachhaltigkeit und weniger Hunger einzuschlagen.


UN Photo/Mark Garten

„In Zeiten höherer Weltmarktpreise droht aus dem Blick zu geraten, dass die EU die afrikanischen Märkte mit Billigfleisch überschwemmt“, erklärte Marita Wiggerthale, Agrarexpertin von Oxfam. Die Exporte von Geflügelfleisch nach Westafrika und Schweinefleisch nach Afrika südlich der Sahara (ohne Südafrika) sind seit 1995 um jeweils 500 Prozent gestiegen. Diese Entwicklung wird durch europäische Exportsubventionen befeuert.Die steigenden Exporte haben gravierende Folgen: Die lokale Produktion von Nahrungsmitteln in armen Ländern kann auf dem Markt nicht bestehen. Und in Europa gibt es den starken Anreiz zur Überproduktion.

Oxfam nennt fünf Schritte für eine zukunftsfähige Agrarpolitik, die nicht mehr Hunger in armen Ländern schafft. Europäische Produktionsüberschüsse und Dumpingexporte sollen eingedämmt werden, damit die armen Ländern nicht in eine künstliche Abhängigkeit geraten. Bevor Märkte geöffnet werden, muss sich eine eigene, tragfähige Produktion in armen Ländern aufbauen. Die EU-Kommission soll verpflichtet werden, Beschwerden über die Auswirkungen ihrer Agrarpolitik nachzugehen. Außerdem sollen schädliche Soja-Importe durch europäische Eiweißpflanzen ersetzt werden.

„Es ist durchaus möglich, genug Lebensmittel für neun Milliarden Menschen im Jahr 2050 zu produzieren“, stellte Marita Wiggerthale klar. „Wenn es die Bundesregierung mit ihrem Ansatz Hilfe zur Selbsthilfe ernst meint, muss sie mit einer kohärenten Agrar-, Klima-, Finanzmarkt-, Agrartreibstoff- und Handelspolitik dafür die Voraussetzung schaffen. Zudem ist eine Aufstockung der Entwicklungshilfe notwendig, um eine nachhaltige, kleinbäuerliche Landwirtschaft in den armen Ländern massiv zu fördern.“

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